Das touristische Zentrum von Piano Provenzana, die Straßen und Skilifte wurden neu aufgebaut nachdem beim Ausbruch von 2002 alles zerstört wurde.

Vom Meer zum Ätna

Heute begeben wir uns auf eine kleine Reise vom Meer zum Ätna: von Riposto, auch Hafen des Ätna genannt, fahren wir bis hinauf zu Piano Provenzana auf der Nordseite des Ätna, wo die Straßen enden und es nur zu Fuß weitergeht. Mit dem Auto benötigt man für diese Strecke eine knappe Stunde.

In Piano Provanzana starten viele unsere Touren. Doch schon auf der Anreise gibt es einiges zu sehen und zu lernen. Davon wollen wir Euch hier erzählen. Lasst Euch also überraschen was es auf dieser Fahrt vom Meer zum Ätna alles zu entdecken gibt!

Die Route vom Meer zum Ätna: vom Fischerdorf Riposto bis auf den Ätna, nach Piano Provenzana auf 1810 Meter Höhe

Riposto

Wir starten unsere Reise im Fischerdorf Riposto, direkt am Meer. Obwohl hier an der Küste typischer Mittelmeerflair herrscht, befinden wir uns hier schon auf dem Ätna, dem größten aktiven Vulkan Europas.

Der Ätna erstreckt sich von Catania im Süden bis nach Randazzo im Norden. 65km sind es von Nord nach Süd, 45 km von Ost nach West. Der Ätna erstreckt sich also über eine riesige Fläche von ca. 1200 Quadratkilometern. Das lässt ihn trotz seiner Höhe von über 3300 Metern sehr flach aussehen.

Der Hafen von Riposto ist Startpunkt für Fischer-, Touristenboote, dient aber auch dem kommerziellen Handel. Er wird auf Grund seiner Nähe zum Ätna auch „Hafen des Ätna“, Porto dell’Etna, genannt.

Giarre

Unmittelbar nach Riposto schließt die Stadt Giarre an. Neben dem Dom gibt es hier schöne Palazzi zu bewundern und die Einkaufsstraßen locken mit unterschiedlichsten Angeboten.

Dom, Stadtwappen, Krüge und Palazzi in Giarre

Die Bilder zeigen im Uhrzeigersinn: Dom, Stadtwappen, typisches Handwerk der Region: Schmiedeeisen und Tonkrüge, welche der Stadt auch ihren Namen verliehen haben (giara = Tonkrug), Kirche San Francesco D’Assisi al Carmine, Palazzi.

Beide Orte liegen im Osten des Ätna, unterhalb des riesigen Tals Valle del Bove. Dieses Tal ist – vor ca. 9500 Jahren – durch den Einsturz des damaligen Gipfels des Ätna entstanden. Von Giarre aus kann man erkennen wie die damalige Struktur des Ätna aussah: folgt man den Talrändern und verlängert diese, so man sich gut vorstellen, dass der damalige Gipfel viel höher war (etwa 3700 Meter) im Vergleich zu heute.

Die Gesteinsmassen sind bei dem Einsturz ins Meer gerollt. Daher sieht es an der Küste unterhalb des Valle del Bove auch anders aus: weiter südlich und nördlich sind Lavaflüsse bis zum Meer geflossen, hier überwiegen die Gesteinsbrocken.

Weiter geht es in vielen Kurven bergauf bis wir in Milo ankommen.

Milo

Milo liegt auf über 700 Meter, es ist die letzte Gemeinde, durch die wir auf unserem Weg fahren. Sie liegt schon zum größten Teil im Naturpark Ätna (Parco dell‘Etna).

In dem kleinen Ort mit ca. 1000 Einwohnern kann man die Kirche besichtigen und von der Terrasse vor der Kirche bietet sich ein wunderbares Panorama, von Taormina und Castelmola und die Küste entlang.

Statuen von Franco Battiato und Lucio Dalla in Milo

Die Statuen am Platz vor der Kirche in Milo stellen die Musiker und Songschreiber Franco Battiato (1945 – 2021) und Lucio Dalla (1943 – 2012) dar, welche die italienische Musik geprägt haben. Beide haben (zeitweise) in Milo gelebt.

Von hier erkennt man auch gut die Grenze zwischen dem Ätna und dem Rest von Sizilien. Das Ätna-Gebiet ist aufgrund der reichen Niederschläge auf der Ostseite sehr grün, rund herum ist es braun.

Auf Grund dieses besonderen Klimas auf der Ostseite, wachsen hier auch Pflanzen, die es sonst erst wieder in Norditalien gibt. Wenn ihr genau hinseht, werdet ihr z.B. Apfel- oder Kirschbäume und vieles mehr entdecken.

Fornazzo

In Fornazzo, einem Ortsteil von Milo biegen wir nach links auf die Straße Mareneve ab: mare, Meer und neve, Schnee – vom Meer bis zum Schnee (auf dem Ätna). Dieser Straße folgen wir nun 15 Kilometer bis wir in Richtung Piano Provenzana, dem touristischen Zentrum auf der Nordseite des Ätna, abbiegen. Die Via Mareneve führt auf insgesamt 30 km weiter nach Linguaglossa im Nordosten des Ätna.

Kurz nach Fornazzo steht am rechten Straßenrand eine kleine Kapelle (auf Google Maps ansehen), die eine interessante Geschichte hat. Die Kapelle „Sacro Cuore di Gesù“ (Heiligstes Herz Jesu) wurde als Dank dafür erbaut, dass die Lavaströme von 1950 und 1971 den Ort verschonten. Im Jahr 1979 bedrohte wiederum ein Lavastrom Fornazzo und zerstörte einige Häuser außerhalb des Ortes. Der Lavastrom floss bis zur Kapelle, legte sich an den Rand des Gebäudes und machte ein Loch in die Wand. Die Lava drang aber nicht in die Kapelle ein und zerstörte sie nicht. Ein Wunder für die Leute der Umgebung! Noch dazu stoppte der Lavastrom und zerstörte Fornazzo nicht.

Von der Lava umflossen, aber nicht zerstört: die Kapelle zum Heiligsten Herz Jesu in Milo

Lavaströme und Birkenwald

Nach Fornazzo beginnen nun auch Lavaströme links und rechts der Straße aufzuragen. Das Alter der Lavaströme erkennt man auf dieser Höhe auch an der Farbe: neue Lavaströme sind schwarz, nach ca. 10 Jahren beginnt eine Flechte auf der Lava zu wachsen, die die Lava gräulich überzieht (weiter oben wächst diese Flechte nicht mehr).

Die Via Mareneve führt uns immer höher durch Wälder von Kastanien (castagne, Esskastanien, werden ab November auf Sizilien mit Salz geröstet gegessen), Eichen und Pinien.

Kurz vor dem Ziel entdecken wir eine weitere Besonderheit des Ätna. Weiß schimmernde Stämme stehen links und rechts der Straße. Wir fahren durch einen Wald der Ätna-Birke, eine endemische Sorte, die nur am Ätna wächst (Betula aetnensis).

Auf unserer Reise vom Meer zum Ätna fahren wir auch durch einen Birkenwald der endemischen Sorte betula aetnensis, die es nur hier am Ätna gibt

Wenn wir nach Piano Provenzana abbiegen treffen wir auch erstmals auf den Lavastrom von 2002, dem wir bis zum Ende unserer Reise folgen werden.

Piano Provenzana

Nach 1810 Höhenmetern sind wir am Ziel angekommen. Piano Provenzana ist zwar das touristische Zentrum auf der Nordseite, doch geht es hier im Vergleich zur Südseite sehr ruhig zu. Die großen Touristenmassen nehmen lieber die Seilbahn auf der Südseite des Ätna. Hier gibt es nur ein paar kleine Souvenirstände und Bars; für Verpflegung ist also gesorgt. Als Mitbringsel aus Sizilien kann man hier die typischen Produkte des Ätna kaufen:

  • Honig, das Gold des Ätna; typisch ist der etwas herbere Kastanienhonig.
  • Creme und Pesto aus Pistazien, die im Westen des Ätna (wo wiederum ein komplett anderes Klima herrscht) wachsen.
  • Das „Ätnafeuer“, ein hochprozentiger Kräuterlikör.

Das touristische Zentrum von Piano Provenzana wurde beim Ausbruch von 2002 vollkommen zerstört und danach wiederaufgebaut. Vom alten Zentrum zeugt nur mehr ein Restaurant, das bis auf die Grundfesten zerstört wurde, und die Spitze des Dachgiebels eines Hotels, das aus dem Lavastrom ragt.

Der Lavafluss von 2002 hat das touristische Zentrum von Piano Provenzana komplett zerstört

Der Lavastrom hat das Restaurant knapp verfehlt, durch die niedergehenden Lavabomben ist es aber völlig zerstört worden.

Von hier aus sehen wir den Lavastrom von 2002, wie er sich über den Hang ergießt und den Wald gespalten hat; hinter uns ragen die Gipfelkrater auf.

In Piano Provenzana starten einige Wanderwege. Wenn ihr noch weiter in die schwarze Lavawüste eintauchen wollt, dann macht doch mit uns die Nordkrater-Tour! Auf dieser abwechslungsreichen Tour folgen wir dem Lavastrom von 2002 weiter und gehen zu den riesigen seitlichen Kratern hoch, die damals entstanden sind.

Ätna Nordkrater-Tour

Highlights der Tour:

  • Wanderung entlang des Lavastroms von 2002.
  • Aufstieg zu den riesigen Kratern von 2002. Vom Kraterrand überblicken wir das gewaltige Ausmaß der Krater und Lavaströme.
  • Lavaflüsse der Ausbrüche von 1911 und 1923
  • Schwarze Lavawüste: Asche, Lavabomben, Krater und Lavaflüsse soweit das Auge reicht.
  • mit Helmen und Taschenlampen ausgerüstet entdecken wir einen Lavatunnel.
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