Aus gegebenem Anlass kommt heute ein weiterer Artikel zum Thema „wie gefährlich ist der Ätna?“ – diesmal allerdings nicht in erster Linie mit Bezug auf Vulkanausbrüche, Steinschlag, Lavaströme und Schwefelnebel. Es geht um Alleingänge, fehlgeleitete Abenteurer, tragisch-mysteriöse Todesfälle; um Personen, die auf tragische Weise am Ätna verunglückt sind.
Eine Nacht in Eis und Schnee
Gerade einmal eine Woche ist es her, als am 9.12.2022 eine Frau am Ätna gefunden wurde, die sich verirrt hatte und eine eisige Nacht im Hochgebirge verbringen musste.
„Sono viva per miracolo“ – „Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe“.
Die junge Brasilianerin hatte auf eigene Faust den Vulkan erklommen, um Fotos zu machen, aber bald war ihr klar, dass sie sich verirrt hatte – sie schickte einen Hilferuf ab und gab um ca. 16:30 ihre Position bekannt: etwas nördlich vom Torre del Filosofo auf ca. 2.800 Metern, weit abseits der vorgesehenen Wege. Danach kam kein Signal mehr, und die Frau versuchte einen Abstieg, denn die Dunkelheit nahte und sie musste sich nach einer Möglichkeit umsehen, die Nacht zu verbringen.
Gefunden wurde sie schließlich am nächsten Tag im Valle del Bove. Wie hat diese junge Frau es geschafft, die ganze Nacht in Schnee und Eis mehr oder weniger unbeschadet zu überleben? Was ihr wohl das Leben rettete war die topologische Beschaffenheit dieses Tals: es gibt relativ windgeschützte Stellen und es ist voller kleiner Höhlen, in der sie sich verstecken konnte. Als sie am nächsten Morgen Stimmen hörte, schrie sie, so laut sie konnte und wurde schließlich gefunden.
Franco Malerba
Doch auch erfahrenen Wanderern, die den Ätna kannten und liebten, ist er schon zum Verhängnis geworden. Auf der Südseite des Ätna, auf 2046 Metern Höhe, am Rand des Valle del Bove, erinnert eine Gedenktafel an Franco Malerba.
Am 8.7.1987 fand das Mitglied des italienischen Alpenvereins an dieser Stelle den Tod: nur durch eine kurze Unachtsamkeit stürzte er in das Valle del Bove und konnte nicht mehr gerettet werden. Seine Freunde errichteten kurz danach diese Gedenktafel.
Knochen in der Grotte
Ein aufsehenerregender, tragischer Fund wurde letztes Jahr gemacht: Die Alpinrettung der Finanzpolizei Nicolosi entdeckte die Überreste eines Mannes in einer Grotte am Ätna. Er hatte offensichtliche Fehlbildungen an Mund und Nase, war ca. 50 Jahre alt und 1,70 Meter groß. Das Unglück liegt Jahrzehnte zurück – DNA Analysen ergeben einen Zeitraum zwischen 1970-1990. Was genau passiert ist, werden wir nie erfahren, aber scheinbar konnte der Mann die Grotte nicht mehr verlassen und war eingesperrt.
Gefunden wurde er vom Deutschen Schäferhund „Halma“ der Bergrettung, der vor der Höhle etwas witterte und laut zu bellen anfing, so dass die Männer der Einheit aufmerksam wurden. Zusätzlich zu den Knochen ist auch die Kleidung und ein paar Gegenstände erhalten geblieben. Er hatte einige Lire Münzen, eine Omega Uhr und einen kleinen Kamm mit Etui bei sich. Es wird nun versucht, die Identität des Mannes festzustellen.
Österreicher in Höhle gestürzt
2016 verunglückte ein 64-jähriger Radfahrer aus Bad Goisern tödlich am Ätna. Er hatte sein Fahrrad abgestellt, um einige Höhlen zu besichtigen und stürzte dabei vier Meter in die Tiefe. Es wird vermutet, dass der Mann nicht sofort gestorben ist – er hatte ein Telefon in der Hand, mit dem er vermutlich um Hilfe rufen wollte. Als ein Ätna Guide das Rad vor der Höhle stehen sah, rief er die Bergrettung, doch leider kam jede Hilfe zu spät. Die Grotte, in die der Österreicher gestürzt war, liegt auf 1630 Meter Seehöhe und nennt sich „Grotta dei tre livelli“ und ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Wenn du diese Höhle besichtigen willst, natürlich nur soweit das gefahrlos möglich ist, dann mach mit uns die Ätna Süd Tour!
Die Grotta dei tre livelli befindet sich auf der Südseite des Ätna. Sie ist 1150 Meter lang und erstreckt sich über 3 Ebenen (daher kommt auch ihr Name). Nur die ersten Meter des Lavatunnnels können gefahrlos besichtigt werden. Was genau ein Lavatunnel ist, könnt ihr hier nachlesen: Die Lavatunnel des Ätna I
Deutscher am Eis abgerutscht
So wie der jungen Brasilianerin vergangene Woche wurde auch dem Fotografen Thomas R. seine Liebe zur Vulkanfotografie zum Verhängnis. Bei dem Deutschen endete das Unglück im Jahr 2008 tödlich. Er hatte sich zum Ziel gemacht, die spektakulären Ausbrüche der kleinen Nebenkrater „Hornitos“ zu fotografieren, rutsche allerdings 40 bis 50 Meter einen eisigen Abhang hinunter und prallte gegen einen Lavafelsen. Er konnte noch einen Hilferuf aussenden, doch das scharfe, zerklüftete Gestein hatte ihn derart verletzt, dass der promovierte Techniker und Hobbyfotograf an Ort und Stelle verblutete.
Durch viele dieser Geschichten zieht sich ein roter Faden: Alleinerkundungen, abseits der ausgewiesenen Wege sind eine riskante Angelegenheit. Die wilde, faszinierende und unberechenbare Schönheit des Ätnas besitzt eine magische Anziehungskraft – doch der Ätna umfasst ein riesiges Gebiet, das teilweise schwer zu überblicken ist und voll von tückischen kleinen und größeren Gefahren ist. Man muss sich auch im Klaren sein, dass das Telefonnetz in solchen Höhen, wenn überhaupt, nur lückenhaft funktioniert.
Der Ätna sollte nur mit einem entsprechend ausgebildeten Guide erkundet werden. Einen Ausbruch beobachtet man am besten aus sicherer Entfernung und mit einem guten Kamera-Objektiv!